Daten vor Meinung – Weekly Entscheidungs-Radar
- Natascha Schwemmle

- vor 2 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
Subjektiv ist teuer.
Du kennst das: Montag, 9:12 Uhr. Im Jour fixe fliegen Sätze wie Konfetti:
„Ich hab das Gefühl, das Projekt hängt.“
„Wir sind eigentlich gut unterwegs.“
„Das ist gerade total dringend.“
Und am Ende wird entschieden – auf Basis von Stimmung, Lautstärke und Bauchgefühl.
Und nochmal: subjektiv ist teuer.

Weil „Gefühl“ keine Prioritäten sortiert. Weil es keine Engpässe sichtbar macht. Und weil du danach (surprise) wieder die Person bist, die das Chaos operationalisiert.
Das Problem:
Entscheidungen ohne Basis
(aka: Meinung gewinnt gegen Realität)
Entscheidungen ohne Daten haben drei typische Nebenwirkungen:
Reibungsverluste: Diskussion statt Entscheidung („Wer hat recht?“ statt „Was ist der nächste Schritt?“).
Blindflug: Man merkt zu spät, dass etwas kippt – dann ist’s teuer (Zeit, Budget, Reputation).
Assistenz als Puffer: Du fängst Unklarheit auf, übersetzt Widersprüche, rettest Deadlines.
Und ja: Auch „wir sind ein kleines Team“ ist kein Argument gegen Metriken. Kleine Teams sind sogar besonders anfällig, weil alles an wenigen Köpfen hängt.

Der Lösungsansatz:
Weekly Entscheidungs-Radar statt Weekly Laber-Radar
Die Idee ist simpel: Einmal pro Woche (15 Minuten), 5 Metriken, ein Blick, eine Entscheidung.
Nicht: „Wir messen jetzt alles.“ Sondern: Wir messen genau so wenig wie möglich – aber so viel wie nötig, um klarer zu entscheiden.
Das ist dein Büro-Radar. Es zeigt nicht jedes Detail.
Es zeigt: Wo wird’s gefährlich? Wo lohnt sich ein Eingriff? Was kann warten?
Deine 5 Metriken fürs Büro-Radar
1) FCR – First Contact Resolution (Erstkontakt-Lösung)
Frage:
Wie oft ist ein Thema nach dem ersten Anlauf wirklich erledigt?
Warum ist das wichtig?
Jede Schleife kostet Zeit, Nerven und Vertrauen („Schon wieder nachfragen?“).
So misst du’s simpel:
Zähle pro Woche: Anzahl Themen erledigt beim ersten Anlauf / Anzahl Themen insgesamt
Interpretation:
Niedriger FCR = unklare Aufträge, fehlende Infos, zu viel „mach mal“, zu wenig „Zielbild“.
2) Lead Time – Durchlaufzeit von „Start“ bis „Done“
Frage:
Wie lange dauert Arbeit bei euch wirklich? Nicht geplant. Wirklich.
Warum ist das wichtig?
Lead Time ist der Realitäts-Check für „Wir sind schnell“.
So misst du’s simpel:
Nimm 10 typische Vorgänge (z. B. Freigaben, Termine, Angebote, Vorlagen).
Miss: Datum Start → Datum Done (Median statt Durchschnitt, weil Ausreißer sonst alles ruinieren).
Interpretation:
Steigende Lead Time = mehr Abhängigkeiten, mehr Unterbrechungen, mehr „warte noch auf…“.
3) Blocker-Count – Anzahl Blockaden (mit Alter)
Frage:
Wie viele Dinge stehen still – und wie lange schon?
Warum ist das wichtig?
Blocker sind der Ort, an dem Entscheidungen fehlen.
So misst du’s simpel:
Liste „Blocker“ (max. 10)
Pro Blocker: Owner + Grund + seit wann
Interpretation:
Viele Blocker = Entscheidungsschulden.
Alte Blocker = Führung/Team schützt sich mit „parken“, statt zu entscheiden.
4) Rework-Rate – Anteil Nacharbeit
Frage:
Wie viel Arbeit machen wir zweimal?
Warum ist das wichtig?
Rework ist versteckte Kapazitätsvernichtung.
So misst du’s simpel:
Zähle pro Woche: Tasks mit „Überarbeitung/erneut“ / alle Tasks
Interpretation:
Hohe Rework-Rate = fehlende Definition of Done, unklare Qualitätskriterien, widersprüchliche Stakeholder.
5) Decision Latency – Zeit bis zur Entscheidung
Frage:
Wie lange hängt eine Entscheidung im System, bis sie fällt?
Warum wichtig:
Nicht die Umsetzung ist oft langsam – die Entscheidung ist langsam.
So misst du’s simpel:
Für jede relevante Entscheidung: Datum „angefragt“ → Datum „entschieden“ (Median)
Interpretation:
Lange Decision Latency = zu viele Beteiligte, fehlende Entscheidungsrechte, Angst vor Verantwortung.

Mehrwert:
Dashboard-Skizze in Text (Weekly Entscheidungs-Radar)
Du brauchst dafür kein fancy Tool. Das hier reicht als Text-Dashboard (z. B. OneNote/Notion/Teams-Wiki/Excel – egal).
Hauptsache: eine Single Source of Truth.
WEEKLY ENTSCHEIDUNGS-RADAR | KW | Owner:
1) Ampel-Status (1 Satz):
🟢 Stabil / 🟡 Wacklig / 🔴 Kritisch – weil… (max. 12 Wörter)
2) Metriken (diese Woche | letzte Woche | Trend):
FCR: % | % | ↑/→/↓
Lead Time (Median): Tage | Tage | ↑/→/↓
Blocker: Stück (davon >7 Tage: ) | __ | ↑/→/↓
Rework-Rate: % | % | ↑/→/↓
Decision Latency (Median): Tage | Tage | ↑/→/↓
3) Top-3 Blocker (mit Entscheidung, nicht mit Jammern):
Blocker: | seit: | Owner: | Entscheidung nötig bis:
…
…
4) Diese Woche entscheiden wir genau 1 Sache:
Entscheidung: __
Entscheider: __
Deadline: __
Konsequenz, wenn nicht entschieden wird: __
5) Was wir stoppen/verschieben (damit’s realistisch bleibt):
__ (Stop)
__ (Verschieben)
Das ist das ganze Ding. Kein Roman. Kein Meeting-Theater. Ein Blick, ein Eingriff.
Ich habe eine Minimal-Metrikenliste.
Wenn du das in deinem Arbeitsalltag einführen willst, fang nicht mit Perfektion an – fang mit Wirkung an.
Meine Minimal-Metrikenliste (wenn du wirklich nur das Nötigste willst):
Blocker-Count (mit Alter) – zeigt sofort, wo Entscheidungen fehlen.
Lead Time (Median) – entlarvt den echten Prozess.
FCR – reduziert Schleifen und Nachfragen brutal effektiv.
Alles andere kommt später – oder bleibt bewusst weg.
Und wenn du denkst:
"Da brauche ich noch einen zusätzlichen Impuls zur Unterstützung."
Dann buche dir hier deinen persönlichen 90-Minuten Kurz-Support.
Herzlich - Deine Natascha





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